Schneeaffen, Blattgold und ein fetter Husten – Zurück in Japan

„Time flies“ heißt es im Englischen – „Zeit fliegt“. Wie wahr! Fünf Monate ist es jetzt her, dass ich meine lange Reise angetreten habe. In Japan bin ich damals gestartet, in Japan möchte ich auch den Schlusspunkt setzen. Die letzten Wochen meiner Auszeit werde ich noch einmal dazu nutzen, kreuz und quer durch das Land reisen, in dem ich mich am wohlsten fühle.

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Hallo Osaka!

Mittlerweile bin ich auch schon wieder zehn Tage in Japan unterwegs. Nach meiner Ankunft in Osaka war erstmal wieder organisatorisches angesagt. Eine japanische SIM-Karte für mein iPhone kaufen, Wäsche waschen und die Klamotten im Rucksack von Sommer auf Winter umorganisieren. Alles ziemlich profan, aber notwendig.

Von Osaka bin ich dann zuerst einmal nach Nordosten, nach Kanazawa gefahren. Die Stadt steht vermutlich in den meisten Reiseführern nicht ganz oben auf der „Must See“-Liste für Touristen. Was aber nicht heißt, dass sie uninteressant ist.

Fast das gesamt in Japan verwendete Blattgold wird hier produziert, und so finden sich hier viele, teils uralte Traditionsgeschäfte, die mit Blattgold veredelten Schmuck aber auch Gebrauchsgegenstände anbieten. Das geht so weit, dass man (gefühlt) an jeder zweiten Straßenecke mit Blattgold überzogenes Softeis kaufen kann – Mahlzeit!

Früh morgens macht es Spaß, über den Fisch- und Gemüsemarkt Kanazawas zu schlendern (okay, ist vielleicht nicht für jedermanns Nase geeignet😜). Auch wenn man nicht immer genau weiß, was nun grade angeboten wird – es sieht einfach toll aus.

Toll sieht auch der große Garten neben der örtlichen Burg aus – vor allem, wenn nachts alles beleuchtet wird.

Von Kanazawa aus, ging es dann so richtig in die Provinz. Gokayama und Shirakawa-go, das sind kleine Nester, etwa 60 – 70 Kilometer von Kanazawa entfernt. Mit Zug und Bus braucht man trotzdem rund zwei Stunden dorthin.

Was es dort zu sehen gibt? Drei Dörfer, die 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt worden sind. Hier finden sich die charakteristischen Häuser im Gassho-Zukuri-Stil, was soviel bedeutet wie „Stil der zum Gebet gefalteten Hände“. Mit ein bisschen Fantasie kann man auch tatsächlich in den bis zu 60 Grad geneigten Dächern gefaltete Hände entdecken. Ganz profan dient diese Konstruktion aber dazu, den winterlichen Schneemassen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Schnee gibt es hier momentan zwar noch keinen, aber es ist nass-kalt. Für mich, nach fünf Monaten im Sommer bzw. Frühling, ist das eine ganz schöne Umstellung. Gefroren habe ich zwar auch schon auf dem Fuji und auf dem Kilimandscharo, aber das waren ein Stück weit Extremsituationen, in denen ich das bewusst in Kauf genommen habe. Jetzt ist es aber das normale, alltägliche Wetter.

Willkommen zurück auf der Nordhalbkugel😝!

Erschwerend kommt hinzu, dass alte japanische Häuser nicht besonders gut isoliert sind. Zum ersten Mal weiß ich daher auch den Kotatsu, den von unten beheizten, in den Boden eingelassenen japanischen Tisch zu schätzen. Da möchte man gar nicht mehr die Beine drunter hervorziehen.

Von Gokayama aus ging es dann weiter nach Nagano. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht – hier sind 1998 mal olympische Winterspiele ausgetragen worden.

Zu dauerhafter Bekanntheit haben der Region aber die berühmten Schneeaffen verholfen. In einem hochgelegenen Waldgebiet, rund 40 Kilometer von Nagano entfernt, kann man diese nördlichste Affenpopulation der Welt beim Baden in einer heißen Quelle beobachten.

Und als ich dort ankomme, zeigt sich auch, wie nötig das ist. Es schneit leicht und ein eiskalter Wind fegt durch den Wald. Am liebsten würde ich zu den Affen ins warme Wasser steigen. Aber anders als bei den Affen, würde mein Körper die Hitze fast sofort wieder abgeben, sobald ich aus dem Wasser kommen würde. Die Affen schwitzen nicht und haben einen dicken Pelz. Deshalb hält ihr Körper auch nach dem Bad noch lange die Wärme.

Am Ende bleibe ich einen Tag länger als ursprünglich geplant in Nagano. Das hat einen guten und einen schlechten Grund. Der Gute: das kleine Hostel, in dem ich abgestiegen bin, und seine Betreiber sind einfach toll und ich fühle mich sauwohl. Der schlechte Grund: vermutlich noch in Südafrika habe ich mir unter einer Klimaanlage einen üblen Husten geholt, der einfach nicht verschwindet. In einer örtlichen Apotheke habe ich mir zwar ein Medikament besorgt, das auch ein wenig hilft – wirklich gut fühle ich mich aber nicht. Insofern kommt ein ruhiger Tag bei strahlend blauem Himmel grade recht.

Und natürlich gilt noch immer: Ich muss hier keinem Programm folgen oder einen sportlichen Wettbewerb gegen mich selber austragen a la „Wieviele Städte schaffst Du in einem Monat?!“

Auch wenn der selbstauferlegte Druck „möglichst viel“ aus der gegebenen Zeit herauszuholen spürbar ist. Manchmal muss man auch einfach mal die Beine hochlegen. Das ist ja grade das Schöne am Langzeit-Reisen. Noch habe ich die Zeit.


2 Gedanken zu “Schneeaffen, Blattgold und ein fetter Husten – Zurück in Japan

  1. Hi Axel, musste ganz breit grinsen als ich lass das du wieder in Japan bist. Wir (Frauke und ich) haben ja all deine Abenteuer mitverfolgt und waren der Ansicht, egal wie toll es auch sonst in Afrika oder Australien war, du am zufreidensten in Japan geklungen hast. Zum Masskotchen von Kanazawa: erinnert mich an einen gebühmten Daruma mit Schnäuzer 🙂

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    1. Hi Eberhard👋! Ihr kennt mich ja richtig gut😉! Aber hast schon recht. Ich bin im September nicht so richtig gerne aus Japan weg und hab‘ danach immer mal wieder kurze Phasen gehabt, in denen ich dachte „Wäre ich doch nur wieder in Japan!“. Klar waren die anderen Länder jedes auf seine Weise toll und faszinierend. Aber am Ende weiß ich doch wohin es mich zieht😁.
      Und das Männchen aus Kanazawa ist vermutlich tatsächlich ein Daruma. Habe ich jedenfalls sofort gedacht. Nur der Schnauzbart wirkt tatsächlich ein bisschen seltsam🤔.
      Aber nachdem ich in Nagano ein Info-Center der japanischen Armee gesehen habe, das zwei behelmte Manga-Kühe (kawaiiii!) im Logo trägt, wirft mich hier so schnell eh nix mehr um😂!
      Bis bald👋!!!

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