Bigger is better – Auf der Suche nach den „Big Five“ im Krüger Nationalpark

Okay, die Überschrift ist eeeetwas zweideutig – trifft aber, worum es hier und heute geht: die „Großen Fünf“, oder eben „Big Five“.

Wer sich dahinter verbirgt? Die Big Five, das sind Löwe, Nashorn, Elefant, Büffel und Leopard. Und warum ausgerechnet diese Fünf? Es gibt hier in Afrika ja auch noch eine Menge andere große Tiere! Nun, der Begriff stammt aus der unseligen Zeit massenhafter Großwildjagd. Und die Jagd zu Fuß auf die besagten Großen Fünf galt damals als besonders schwierig, weil sehr gefährlich.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Der Elefant bewirft sich mit Staub. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche seines Körpers und es wird etwas kühler für ihn.

Auch heute droht insbesondere Nashörnern und Elefanten Gefahr durch Wilderer. Dahinter verbirgt sich eine regelrechte Elfenbeinmafia, die insbesondere im asiatischen Raum ihren Sitz hat.
Südafrika-Touristen „schießen“ dagegen besonders gerne mit großen Photo-Objektiven auf die heißbegehrten Tiermotive.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Ein Wasserbock.

Nachdem ich ja bereits im vergangenen Monat in der Serengeti und im Ngorongoro-Krater war, wollte ich unbedingt auch noch den berühmten Krüger-Nationalpark besuchen.
In Johannesburg klappt es auch sofort, eine viertägige Safari zu buchen. Alleine – die Anreise ist lang. Nach mehr als sechs Stunden Fahrt, komme ich mit anderen Safari-Teilnehmern schließlich im ersten Camp an. Es liegt noch außerhalb des Krügerparks, in einem privaten Reservat.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Sieht schon lustig aus, wenn eine Giraffe trinkt. Ist aber nicht lustig für das Tier. Denn die Giraffe ist in dieser Position leicht anzugreifen.

Die Landschaft hier ist völlig anders als in der Serengeti. Dort dominiert eine weitläufige Savannenlandschaft mit etwa hüfthohem Gras und vereinzelten Baumgruppen. Hier, im Krügerpark, findet sich dagegen eine Buschlandschaft. Und das macht das Auffinden der Tiere deutlich schwieriger.
Hinzu kommt: In den vergangenen Jahren hat es hier nur sehr wenig geregnet. Die Vegetation ist knochentrocken, und die großen Pflanzenfresser leiden darunter.

Zuerst sehen wir dann auch vor allem die grazilen Impala-Antilopen, die offenbar immer noch genug zu fressen finden. Aber dann tauchen auch schon die ersten Giraffen auf. Die riesigen Tiere hier in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, ist eine völlig andere Erfahrung, als einen – meist ja eher deprimierenden – Zoo zu besuchen.

Ein bisschen Nervenkitzel gibt es dann am nächsten Tag, als wir, begleitet von einem bewaffneten Ranger, zu Fuß durch die Buschlandschaft streifen. Der Ranger erklärt uns beispielsweise, welche Pflanze man als Busch-Toilettenpapier nutzen kann („Weeping Wattle“, leider weiß ich nicht, ob es dafür auch einen deutschen Namen gibt), welche Zweige man mit ein bisschen darauf-herum-Kauen zur Zahnbürste umfunktionieren kann, und er zeigt uns auch, wie Mistkäfer Elefantendung weiterverarbeiten … putzig😁!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Ganz groß unter den Kleinen: Ein Mistkäfer bei der Arbeit.

Am dritten Tag geht es dann aber endlich auch in den Krügerpark. Was mir gleich auffällt: Hier gibt’s ja geteerte Straßen! Und es finden sich auch immer wieder Stationen im Busch, in denen man einkaufen, oder sich auch für die ein oder andere Nacht in eine Lodge einmieten kann. Im Vergleich zur Serengeti purer Luxus.
Natürlich fährt man auch hier im Krügerpark öfter mal über eine unbefestigte Straße, aber das ist kein Vergleich zu den tansanischen Rüttelpisten.

Ansonsten bestimmt aber auch hier die Dürre das Bild. Das meiste Gras ist mittlerweile stahlgrau verfärbt, und die Parkverwaltung tut ihr Möglichstes, um den Tieren auch weiterhin einen Zugang zu frischem Wasser zu bieten. Dazu sind sogar Regenauffangbecken aus Beton gebaut worden, aus denen der ein oder andere Tümpel befüllt wird. Nilpferde und Krokodile hätten sonst keine Chance.

Auch wir braten im halboffenen Auto an diesem Tag unter der gleißenden Sonne. Immerhin ist aber das Glück mit uns. Wir finden Büffel, Elefanten, Löwen und schließlich sogar einige Nashörner. Einzig der scheue Leopard zeigt sich nicht bzw. ist in dem undurchsichtigen Gebüsch so gut versteckt, dass wir ihn einfach nicht sehen.
Dafür sehen wir dann noch kurz vor Schluss der Tagestour einen jungen Gepard, der offensichtlich auf der Suche nach seiner Mutter ist. Erhöht auf einem Termitenhügel sitzt die große Katze und stößt immer wieder pfeifende Schreie aus. Würde ich die Geräusche nur hören, würde ich kaum an eine Raubkatze denken – das klingt fast wie ein Vogel. Unsere Führerin erklärt dazu, dass die Geparden so vermeiden andere, stärkere Raubkatzen auf sich aufmerksam zu machen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Kaum zu erkennen in dieser Landschaft: ein junger Gepard.

Ganz am Ende der Tagestour gibt es dann noch eine Seltenheit im Krügerpark: es fängt an zu regnen. Für Tiere und Pflanzen sicherlich eine Wohltat, uns bereitet es allerdings eine verdammt kühle und nasse Rückfahrt ins Camp.

Am nächsten Tag geht es dann auch schon wieder zurück nach Johannesburg. Auf dem Weg dorthin, sehen wir schon am Horizont eine schwarze Wand am Himmel, aus der unablässig Blitze zucken. Minuten später sind wir dann auch mittendrin im Unwetter. Auf der Autobahn kann man kaum fünf Meter weit sehen, so dicht fällt der Regen. Die Felder links und rechts der Straße stehen unter Wasser.

Aber genau so schnell wie der Regen gekommen ist, hört er auch wieder auf, und in Johannesburg tröpfelt es nur noch.

Für mich waren die vier Tage eine weitere tolle Erfahrung. Klar, fast alle der im Krügerpark gesehenen Tiere sind mir auch schon in der Serengeti unter gekommen, und die Landschaft ist dort weitaus beeindruckender, weil für uns Europäer „typisch“ afrikanisch – als ob es das geben würde!
Nein, für mich ist es einfach großartig, die großen, aber auch die kleinen Tiere hier in ihrer natürlichen Umgebung beobachten und fotografieren zu können. Alleine das Wissen „das hier ist nicht gestellt, kein Zoo!“, inklusive der Ungewissheit, was man denn überhaupt zu Gesicht bekommt, macht so eine Safari zu einer besonderen Erfahrung.

Daher würde ich auch jeder und jedem raten: wenn sich die Möglichkeit bietet – machen!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Wer möchte ihn (ja, ist ein Bulle), nicht auch mal „in natura“ sehen? … solange es diese Tiere noch gibt!

Hinterlasse einen Kommentar