Schlusslicht – zurück in Deutschland (vorerst)

Draußen ist es eiskalt, und ich fühle mich sehr seltsam. Seit fast einer Woche bin ich zurück in Deutschland, und hier, in der vertrauten Umgebung, erscheint mir das vergangene halbe Jahr in manchen Momenten wie ein Traum.

Bin ich wirklich insgesamt etwa zweieinhalb Monate in Japan gewesen? Habe ich wirklich den Fuji bestiegen, in Okinawa und auf Ogasawara getaucht? Habe ich wirklich so viele Städte besucht und all die Menschen getroffen, deren Gesichter und Stimmen ich nicht vergessen kann und nicht vergessen will?

Australien, Tasmanien, Tansania und Südafrika. Uluru, Kilimandscharo und Serengeti. Die Haie vor der südafrikanischen Ostküste und der Krüger Nationalpark.

Ja, wenn ich hier mein Blog lese und die hunderte, ja vielleicht tausenden Fotos überfliege, die ich in den vergangenen Monaten geschossen habe, dann wird schon klar: Das war kein Traum; das war echt!

Und eines wird mir dabei von Tag zu Tag immer klarer: Ich möchte dieses halbe Jahr um nichts in der Welt missen. Und ich würde sogar sagen, dass diese Reise das Beste war, das ich in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren gemacht habe.

Zum Abschluss des langen Tripps bin ich kurz nach Weihnachten von Osaka nach Kyoto gefahren. Hier, in der alten Kaiserstadt, habe ich schon den Jahreswechsel 2015/16 verbracht und genossen.

Warum ich den Jahreswechsel in Japan genieße? Es ist ein ruhiger, sehr gelassener Übergang.

Sylvester und Neujahr ist in Japan ein stilles Fest. Die Familien kommen zusammen, es wird gemeinsam gegessen und vielleicht besucht man in der Sylvesternacht einen Tempel. So, wie ich auch.

Der Kodai-ji ist eine wunderschöne Anlage auf einem Hügel, von dem aus man auf Kyoto hinabblicken kann. Und weil er nuneinmal nur einer von vielen Tempeln in der Stadt ist und nicht der berühmteste, hält sich der Andrang in der Sylvesternacht auch in Grenzen.

Wenn man nach der steilen Treppe, hinauf auf den Hügel, die Anlage betritt, wird den Besuchern warmer Amasake angeboten – ein Vorprodukt des berühmten japanischen Reisweins Sake. Amasake hat so auch noch keinen Alkohol entwickelt und schmeckt leicht süßlich.

Ein paar Feuer brennen in der Nacht. Sie verbreiten angenehme Wärme und lassen die Menschen um sie herum zusammenrücken.

Kurz vor 12 Uhr gibt es dann ein kurzes buddhistisches Ritual. Und dann wird mit einem ebenfalls rituellen Glockenschlag das neue Jahr eingeläutet. Das war’s auch schon!

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Jetzt wird’s mal kurz feierlich – kurz vor zwölf wird das alte Jahr verabschiedet und das neue begrüßt.

Danach darf dann jeder der will auch einmal die große Tempelglocke läuten, aber weiter gibt es keine besonderen Aktionen. Kein Feuerwerk, keine Böller, keine Party.

Sylvester ist ein stilles Fest in Japan.

Am nächsten Morgen strömen die Menschen zu tausenden in die Tempel und Schreine ihrer Heimatstädte. „Hatsumode“ heißt dieser Brauch, bei dem um Schutz und Glück im neuen Jahr gebetet wird. Und wie jedes neue Jahr, so hat auch dieses einen Schutzpatron aus dem Reich der chinesischen Tierkreiszeichen. War das vergangene Jahr noch das Jahr es Affen, so steht dieses Jahr im Zeichen des Hahns. Mal schauen, was es uns bringen wird😉!

Zwei Tage später heißt es für mich Abschied nehmen, und es ist kein leichter.

Ich habe dieses halbe Jahr sehr genossen. Und – um ehrlich zu sein – ich wäre jetzt am liebsten weitergereist. Alleine in Japan hätte ich es bestimmt noch ein paar Monate ausgehalten. Und natürlich gibt es auch sonst noch jede Menge Orte und Länder, die ich gerne bereisen möchte.

Auf dieser Reise ist mir vor allem eines klar geworden. Auch wenn ich vieles gemacht und gesehen habe, am großartigsten waren immer die Menschen, die ich getroffen habe. Egal in welchem Land ich war – immer habe ich Menschen getroffen, die mein Leben bereichert haben, egal, ob es andere Reisende waren oder Einheimische. Alleine wegen Ihnen hat sich diese Reise schon mehr als gelohnt. Ihnen allen möchte ich daher „Danke“ sagen. Danke für ein wunderschönes halbes Jahr mit Euch!!!

… to be continued😉👋


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