Haie sind Freunde – über das vielleicht rauhste Tauchvergnügen der Welt

Einer der Gründe für meine Reiseroute entlang der südafrikanischen Ostküste ist, dass ich eine gute Freundin besuchen möchte. Kym Pollard betreibt eine Tauchbasis in dem Ort Shelly Beach. Im vergangenen Jahr hatten wir uns kennen gelernt, als ich hier – nach meiner Zeit in Port St. Johns und dem Sardine Run – noch ein paar Tage am berühmten Riff „Protea Banks“ tauchen wollte.

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Warum kommt man zum Tauchen nach Shelly Beach? Klar, wegen ihm hier und seinen Kumpels.

Warum Protea Banks berühmt ist? Es gibt nur sehr wenige Orte auf der Welt, an denen man unter Wasser eine solche Vielfalt an Haien antreffen kann. Generell gilt Südafrika ja unter Tauchern als „Hai-Paradies“, und in Protea Banks konzentriert sich das an einem Punkt.

Kym betreibt hier eine von zwei lokalen Tauchbasen. Und das ist kein Zuckerschlecken! Denn was sich zuerst nach einer tollen Konkurrenzsituation anhört (quasi ein Duopol), erweist sich bei näherer Betrachtung als Knochenjob. Insbesondere für eine alleinerziehende Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern.
Hinzu kommt: Tauchen in Südafrika ist zwar großartig – aber nichts für Sissies. Und deshalb laufen ihr die Taucher auch nicht grade die Bude ein. Vielen ist es hier einfach zu hart.

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Am ersten Tag war die Brandung so heftig, dass kein Boot aufs Meer raus konnte. Da war einfach kein Durchkommen.

Morgens geht es schon um sechs Uhr los – wenn denn die Brandung am kleinen Motorboothafen von Shelly Beach es zulässt. Und es geht auch nicht in einem großen, bequemen Boot raus aufs Meer, sondern in einem etwas größeren Schlauchboot mit festem Rumpf und zwei sehr starken Außenbootmotoren – die sind hier auch nötig.

Für die Tauchgäste beginnt der Tag dann am Hafen mit Frühsport. Wenn nämlich das Boot per Anhänger dorthin gebracht worden ist und von besagtem Anhänger gelassen worden ist – liegt es vielleicht ein-zwei Meter vom Wasser entfernt im Sand.
Mit vereinten Kräften muss das schwere Boot dann um 180 Grad gedreht werden, damit die „Nase“ des Bootes zum Wasser zeigt. Hierbei kommt der Kreislauf schon schön in Schwung.

Dann heißt es wiederum mit vereinten Kräften das Boot ins Wasser wuchten, bis einem das Wasser fast bis zur Brust steht. Auf Kommando des Skippers wuchtet jeder dann auch sein eigenes Gewicht ins Boot😜.

Dann geht es auch gleich los – mit Schwimmwesten anlegen. Denn um aufs Meer raus zu kommen, muss das Boot durch die Brandung. Und das ist nicht ohne. Zwei bis drei Meter hohe Wellen sind hier keine Seltenheit, und so muss der Skipper ein gut geschultes Auge für die entscheidende Lücke in der Brandung haben.
Hat er sie gefunden heißt es nur noch „gut festhalten“, denn nun kommen die beiden starken Außenbordmotoren zum Einsatz: Mit voller Geschwindigkeit geht es so schnell wie möglich durch die Lücke in der Brandung. Aber selbst an einer „harmlosen“ Stelle kommt es vor, dass das Boot einen Satz über mehrere Meter macht.

Auf der offenen See werden die Rettungswesten dann schnell abgelegt und es geht volle Pulle raus zum Riff. Je nach Wellengang ist man dann auch schon klatschnass, bevor der erste Tauchgang per Rolle rückwärts aus dem Boot beginnt. Gut, dass wir uns schon an Land die Neoprenanzüge übergestreift haben.

Meist gibt es zwei Tauchgänge. Der spektakulärere ist der sogenannten „baited dive“ – was ganz einfach „angeködert“ bedeutet. Dabei wird eine durchlöcherte Kunststofftrommel ins Wasser gelassen, die mit altem Fisch gefüllt ist. Ein bisschen Fisch wird dann auch noch zerteilt und ins Wasser geworfen. Die Hoffnung: So werden möglichst viele Haie angelockt.
Denn anders als der Aberglaube es vorgaukelt, wimmelt es auch an diesem Hai-Hotspot nicht automatisch von den Tieren.

Das erleben wir dann auch auf unangenehme Weise beim ersten Tauchgang. Trotz all dem toten Fisch im Wasser lässt sich kein einziger Hai sehen! Etwas frustriert kommen wir wieder aus dem grade mal 20 Grad kalten Wasser wieder heraus.

Doch dann, beim zweiten Tauchgang, direkt über dem in 30 Metern Tiefe liegenden Riff klappt es. Ich habe kaum das Wasser berührt, als ich auch schon den ersten Hai sehe. Später folgen noch sieben bis zehn weitere Tiere, die sich jedoch kaum für die Taucher interessieren – sie wollen nur den verlockend riechenden Fisch.

Hier gibt’s auch auch ein Video von dem Tauchgang!

Knapp 40 Minuten später ist auch schon wieder alles vorbei und es geht zurück zum Hafen. Hier heißt es nocheinmal Schwimmwesten anlegen, denn wieder muss das Boot durch die Brandung manövriert werden. Und am Schluss wird es mit Top-Speed auf den Strand gefahren. Das gibt dann einmal einen ordentlichen Rumms und das Boot steht quasi von einer Sekunde zur nächsten. Wer sich hier nicht festhält, fliegt im hohen Bogen auf den Strand.

Wie gesagt: Tauchen in Südafrika ist nichts für Sissies!

Insgesamt mache ich nur drei Tauchgänge, denn leider spielt das Wetter nicht mit. Am letzten Tag gibt es noch eine schöne Überraschung, als Kym eine französische Taucherin und mich auf einen Grillabend einlädt. Der bekommt dann auch in Form eines heftigen Gewitters mit Blitz und Donner eine ganz besondere Lightshow. Aber wie heißt es hier so passend: This is Africa!

(Und wer sich wundert, warum ich keine Fotos von Kym oder den Tauchvorbereitungen etc. habe: Bei den Fahrten raus aufs Meer musste ich mich einfach die meiste Zeit gut festhalten oder helfen – da war für Fotos einfach keine Gelegenheit. Und ein Foto von Kym, ihren Jungs und dem Tauchshop – hab‘ ich einfach vergessen😑😵, mea culpa!)


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