Büffelkopf zum Frühstück – Safari in der Serengeti

Genüsslich nagt der Löwe am Kopf eines Wasserbüffels. Die knurpsenden Geräusche sind aus fünf bis zehn Metern Entfernung gut zu hören. Dazu blitzen die langen, weißen Reißzähne und die rotblonde Mähne des Männchens weht in der kühlen Morgenbrise.

Willkommen in der Serengeti!

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Meins!

Eigentlich hatte ich schon nicht mehr daran geglaubt, dass ich es noch schaffe, an einer Safari in den berühmten Naturschutzgebieten Serengeti und Ngorongoro teilzunehmen.
Von Moshi war ich mit einem kreischbunt bemalten Bus nach Arusha gefahren: der „Safari-Hauptstadt“ von Tansania. Mein Zeitplan war eng, denn ich wollte auch noch ein paar Tage nach Sansibar – einfach mal ausspannen und evtl. auch ein bisschen tauchen.

Glücklicherweise ist aber das Hostel, in dem ich in Arusha abgestiegen bin, mit einem Safari-Veranstalter verbandelt und nachdem es erst hieß, nö, keine Plätze mehr frei, kommt abends dann doch ein Anruf vom Chef des Safari-Unterrnehmens, ob ich nicht Lust hätte, an einer Drei-Tage-Safari Serengeti & Ngorongoro teilzunehmen. Los geht’s gleich am nächsten Morgen um sechs … ächz!
Aber, hey, der Preis ist okay, und so sage ich zu und brettere am nächsten Morgen mit einem einheimischen Fahrer zum Treffpunkt. Zu siebt – mit Fahrer/Guide und Koch geht es dann auf in den Serengeti-Nationalpark. Und die Fahrt ist lang und anstrengend.

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… alle müssen über diese Piste.

Ein großer Teil der Strecke führt über staubige Rüttelpisten, die den schweren, für Safaris umgebauten Landcruiser hochfrequent durchschütteln – stundenlang. Am Ende sind alle heilfroh, dass wir endlich da sind und sich die scheinbar unendliche Weite der Serengeti vor uns auftut.
Als Kind gab es kaum etwas schöneres im Fernsehen, als die damals sehr berühmten Tierdokumentationen von Prof. Dr. Bernhard Grzimek. Dass ich selber einmal vor der kleinen Pyramide stehen würde, die ihm und seinem Sohn zu Ehren mit Blick auf das weite Land errichtet worden ist, hätte ich nicht für möglich gehalten.

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Blick in den Ngorongoro-Krater.

Und die Serengeti macht ihrem Namen dann auch keine Schande. Giraffen, Wasserbüffel, Löwen und Elefanten, sogar einen scheuen Leoparden – sie alle sehen wir direkt am ersten Tag. Und nicht etwa weit weg, nur sichtbar mit starken Ferngläsern oder langen Fotolinsen. Nein, die Tiere sind nur ein paar Meter entfernt und stören sich kein bisschen an den menschlichen Gaffern. Ein bisschen hat es was von „Garten Eden“, wäre da nicht die Mahnung unseres Führers, bloß immer die Türen des Wagens geschlossen zu halten und bloß nicht auszusteigen. Denn das hier ist kein Streichelzoo, sondern echte Wildnis, wenn auch eine, in der die Tiere den Menschen noch nicht als ihren schlimmsten Feind kennen gelernt haben.

Die Nacht verbringen wir dann tatsächlich auf einem Campingplatz – mitten in der Serengeti. Hört sich sehr nach einem Widerspruch zu dem eben Gesagten an, nicht wahr? Ist aber so.

Wir werden lediglich gewarnt, den inneren Bereich des Campingplatzes nicht zu verlassen. Als es dunkel wird und ich nach dem Abendessen in mein Zelt will, sehe ich dann auch, wie nah die Tiere uns kommen können. Vor meinem Zelt grast friedlich ein großer Wasserbüffel. Ich respektiere in diesem Fall mal das Recht des Stärkeren und trete den Rückzug an. Eine halbe Stunde später ist der Weg zum Zelt dann zwar frei, dafür grast mittlerweile eine ganze Herde von Wasserbüffeln vor dem Gebäude mit den Herrenwaschräumen. Okay, man muss sich ja nicht jeden Abend die Zähne putzen. Ich verkrieche mich in mein Zelt und schließe die Reißverschlüsse des Zelteingangs – nachts höre ich das Schnaufen der Büffel, direkt neben dem Zelt.

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Dem möchte man doch wirklich nicht im Dunkeln begegnen, oder?

Am Morgen sind die Rindviecher dann aber verschwunden und es kann weitergehen. Dabei sehen wir dann auch schnell, wie Ernst es hier zugehen kann. Denn wir treffen auf den Eingangs bereits erwähnten großen Löwen, der sich am Kopf eines in der Nacht erlegten Büffels gütlich tut. Daneben liegen noch ein paar gründlich abgenagte Rippen – mehr ist nicht mehr zu sehen. Ich frage mich, wie sich unsere Vorfahren vor Jahrtausenden in dieser Umgebung behaupten konnten. So „direkt“ das Fressen und Gefressenwerden vor Augen geführt zu bekommen, lässt meine Ehrfurcht vor den ersten Menschen noch einmal gewaltig steigen.

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Für die Hyänen hat sich der Tag schon gelohnt.

Später verlassen wir dann die Serengeti und rütteln wieder über die Staubpiste – diesmal zum Ngorongoro-Krater. Am Rand des gigantischen Kraterkranzes, auf etwa 2.500 Metern Höhe, wird wieder gecampt. In der Höhe wird es nachts ganz schön frisch, aber dafür leuchtet über uns ein rot-oranger Mond, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe.

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Night over Africa

Am nächsten Morgen geht es dann runter in den Krater, hinein in eine unwirklich erscheinende, heiße Ebene. Auch hier gibt es große Herden und ihre Jäger, wie Löwen und Hyänen. Vor uns überqueren Gnus aber auch wilde Elefanten die Piste und wieder nehmen sie von den Fahrzeugen und ihren Insassen kaum Notiz.
Die Zeit vergeht einmal mehr wie im Flug und schon müssen wir auch den Ngorongoro-Krater verlassen und uns auf den Rückweg nach Arusha machen. Das dauert noch einmal ein paar Stunden.

Wieder angekommen in der Großstadt am Rande der großen Nationalparks, erscheinen mir die vergangenen drei Tage wie eine ganze Woche. Ich hätte es nie für möglich gehalten, den wilden Tieren so nahe kommen zu können. Und ich möchte diese Erfahrung keinesfalls missen. Auch wenn das Geschäft mit den Safari-Touristen offenbar immer mehr zunimmt und immer mehr Fahrzeuge die Serengeti und den Ngorongoro-Krater durchstreifen, es ist nach wie vor ein fantastisches Erlebnis, all die Tiere einmal „in echt“ in ihrer natürlichen Umgebung sehen zu können.

So, wie ich es mir als Kind einmal gewünscht habe.

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This is Africa!

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